12.11.2012 - Erster Tag in Saigon
Eigentlich sind wir ja das Wochenende in Mui Ne geblieben, um dann am Montag gleich sicherzustellen, dass alles fuer unser Indonesien-Visum klappt... Tja, leider hat uns da der nette Beamte an der Botschaft einen Strich durch die Rechnung gemacht... Ein Visum fuer Indonesien gabs naemlich nur, wenn man eine Flugbuchung vorzeigen konnte. Diese muesse nicht mal "echt" sein, wie er meinte, wir sollten einfach einen Flug buchen, ihm die Bestaetigung zeigen und ihn am naechsten Tag wieder stornieren ... oder so :D
Das taten wir allerdings dann doch nicht, schliesslich gibts ja auch Visa-on-Arrival in Indonesien, diese muessen halt dann verlaengert werden. Aber was solls, wenigstens gabs leckere Kaubonbons im Botschaftsgebaeude, von denen wir uns zwei Hand voll mitnahmen.
Danach marschierten wir gleich zum Kriegsreliktemuseum, unter dem wir uns eine (fuer Kathze eher langweilige, weil nicht so interessiert an Massenmordgeraeten) Sammlung an Panzer, Flugzeuge, Bomber, Minen, usw. vorstellten ...das bekamen wir am Anfang auch... die Fotos am Beginn zeigen auch unsere Einstellung zum Krieg...
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Das (wirklich sehenswerte) Museum |
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Hubschrauber mit Peace-Zeichen |
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Flugzeug mit Peace- Zeichen |
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Panzer und Bulldozer mit Peace-Zeichen |
Drinnen angelangt gings aber weniger um die ganzen Geraetschaften als um die Menschen. Zu Beginn wurden wir in die Geschichte (natuerlich aus nordvietnamesischer Sicht) des Krieges eingefuehrt. Ausserdem waren viele Bilder weltweiter Demonstrationen gegen den amerikanischen Krieg ausgestellt (darunter auch Bilder von Demonstationen in Wien), dann gings in den ersten Stock, wo wir anfangs einfach zu schockiert, traurig, mitgenommen... einfach fertig waren, um Fotos zu machen.
Es war unbeschreiblich, wie wir uns vor all diesen Bildern, die schreckliches Grauen verbreiteten, gefuehlt haben. Fotos von zerstueckleten Toten, gekoepften Leichen, neben denen GIs posierten, Massengraebern, sterbenden Menschen, Bombenabwuerfen ueber hunderten Doerfern, erschossenen, schwangeren Frauen, Kindermorden, erschuetterten nicht nur uns, sondern auch alle Touris und Vietnamesen rund um uns. Das praegendste Bild zeigte eine Famile, zwei Frauen, einen Mann und ein Kind, die zusammengebunden waren und mit verzweifeltem Blick in die Kamera sah, waehrend drei GIs mit Gewehren auf sie zielten. Darunter stand ein Kommentar des Fotografen geschrieben, der anscheinend gerade vor Ort war und den Soldaten ein kurzes "Hold it!" zurief, um schnell das Foto zu knippsen und sich anschliessend von der Szenerie abzuwenden, waehrend die Famlie erschossen wurde. Aus diesen und hunderten aehnlichen Bildern bestand der Ausstellungsraum.
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Das einzige Bild, bei dem wir uns ueberwinden konnten, ein Foto zu machen. |
Der naechste Raum hatte den Titel "Agent Orange und seine Auswirkugen".
Auch hier wurde zu Beginn Agent Orange erklaert und man konnte sich ein Bild davon machen, wie viel Tonnen Agent Orange, Agent Pink, Agent Blue usw. von den Amis ueber Vietnam versprueht worden war.
Dann waren Bilder der Betroffenen ausgestellt... Auch deformierte konservierte Foeten befanden sich unter den Exponaten.
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Agent Orange Opfer, einige sind heute noch auf Vietnams Strassen anzutreffen |
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Agent Orage Opfer II |
Eigentlich gab es noch einen zweiten Stock, mit Foltermethoden der Amis (unter Anderem wurden die Folterkammern nachgebaut) und Fotos von den Wirren der Nachkriegszeit, allerdings waren wir schon ziemlich fertig und ausserdem schloss das Museum bereits seine Tore. Daher machten wir uns nach einem kurzen Altstadtbummel auf nach Hause.
Die Fotos und Darstellungen, die in aller Brutalitaet die Realitaet des Krieges zeigten, waren sehr erschuetternd und beruehrend zugleich. Trotz des Bemuehens des Museums, "neutral" zu berichten, wurden jegliche Gewalttaten des Vietcong und der nordvietnamesischen Armee natuerlich ausgespart.
Darauf, die Haerte eines Krieges, der noch dazu so sinnlos und menschenrechtsverachtend war, so detailliert in Bildern zu sehen, waren wir, und ist vermutlich auch kaum jemand, der dieses Museum besucht, vorbereitet. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist es so wichtig, dass dieser Krieg, ueber den wir im Westen sowieso kaum etwas wissen, nicht vergessen wird und wir uns daran erinnern, dass Krieg niemlas Probleme loest, sondern nur unglaublich grosses Leid schafft.
13.11.2012 - Weiter gehts im schockierend schoenem Saigon
Nach dem gestrigen Tag wollten wir uns ein bisschen Ruhe im botanischen Garten von Saigon goennen, der allerdings gleichzeitig auch ein Zoo war. Wir nahmen an, dass ein Tierpark im asiatischen Breitengraden eher nicht so erquickend waere, nichtsdestotrotz kauften wir uns Tickets und schlenderten in der rein botanisch wirklich schoenen Anlange umher. Nach Oryx, Giraffen, und sonstigem Getier, das kleinere Gehege als in heimischen Zoos bewohnte, kamen wir zu den Reptilien und AB HIER SOLLTE ROSWITHA NICHT WEITERLESEN UND ZUM NAECHSTEN TAG SCROLLEN.
Nach ein paar Echsen und Waranen waren wir bei den Schlangen angelangt - wo gerade Fuetterungszeit war. Dies bedeutete, dass nicht nur Schlangen in den Terrarien residierten, sondern auch arme Haserl, die hier absolut zur falschen Zeit am falschen Ort waren...
Wir waren ziemlich schockiert, da es ausserdem auch noch so aussah, als waeren die Hasen laenger in den Terrarien, und das ohne Futter, also als wuerden sie zuerst verhungern, bis eine der traegen Schlangen sich ihrer "erbarmen" wuerde. Aber als wir weitergingen und sahen, dass in anderen Schlangenterrariern die Tiere schon verspeist wurden, wurde uns klar, dass sie doch nicht so lange in der Hoehle des Loewen ausharren mussten... Trotzdem waren die Hasen wirklich arm, einfach so in ein Schlangengehege geschmissen zu werden... Umgekehrt war es aber auch sehr interessant. Ein junger Hase, der es offenar noch nicht besser wusste, huepfte auf eine Schlange zu und beschnupperte diese neugierig im Gesicht..diese Moeglichkeit liess sich die Python nicht entgehen..In Sekundenschnelle hatte sie den Hasen gefasst, umwickelt und ihn im Teich erwuergt... Sowas hatten wir in Real-Life noch nicht gesehen...
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Armes Haeschen... |
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Sieht doch fast wie Freundschaft aus ... |
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2 Pythons, die sich um die Beute stritten |
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Gerade am Haserlerwuergen... |
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...und am Verzehren |
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Auch wir wurden zu Fotomodellen...eh klar, so gross, wie wir sind. |
Nach diesem ebenfalls erlebnisreichen Tag ging es wieder zurueck in unser Viertel, wo schon unser guter Italiener auf uns wartete, bei dem wir jeden Tag westliches Essen (oder Curry fuer Lukas) genossen :)
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Lukas vor dem Alten Rathaus |
14.11.2012 - Vom Wiedervereinigunspalast in die Kirche
Der Tag fing mit einer hitzigen Diskussion an, wie wir am naechsten Tag das Mekong Delta bereisen wuerden. Da jedes Reisebuero halbwegs billige 3-Tages-Touren zu allen Points Of Interest im Delta anbot, waren wir wirklich am Ueberlegen, dieses Angebot wahrzunehmen (vA auch, weil sich Kathze ein bisschen ueberfordert fuehlte, unter all den Staedten, die zum Delta gehoerten, die schoensten rauszupicken, die schoensten Inseln, die schoensten Maerkte...) Doch dank Draja, die uns genau zur rechten Zeit dringendst dazu riet, Abstand von den Touren zu nehmen, beschlossen wir, das Delta auf eigene Faust zu erkunden (und wir sollten es auch nicht bereuen) :)
Gluecklich ueber die Entscheidung und informiert ueber die lokalen Busse, die uns an unser Ziel bringen sollten, besuchten wir unsere letzten beiden Sehenswuerdigkeiten - den Wiedervereinigungspalast und danach Saigons Notre Dame.
Im Wiedervereinigungspalast hatten wir das Glueck, puenktlich zu einer kostenlosen Fuehrung zu kommen, also bekamen wir auch einiges an Information zum Wiedervereinigungspalast, der frueher Unabhaengigkeitspalast hiess. Er wurde waehrend des Krieges bombadiert, um den damaligen Praesidenten Diem auszuschalten (er ueberlebte allerdings), besass ein eigenes Home-Cinema, einen Festsaal, einige Konferenzraeume sowie Funkraeume und strategische Kriegsbesprechungsraueme im bombensicheren Keller.
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Wir mit Onkel Ho |
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Konferenzraum |
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Funkraum im Keller |
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Der "Palast"von aussen, typische Betonarchitektur der 60er Jahre |
Weiter gings zur eher unspektakulaeren Notre Dame, die es eigentlich nur von aussen wert war, fotografiert zu werden :)
Und dann gings ein letztes Mal, ins Cappuccino, wo wir ein weiteres Mal Pizza und Pasta assen :)
Am naechsten Tag gings schon weiter ins Delta, doch trotz unseres kurzen, teilweise auch anstrengenden Aufenthaltes hier in Saigon, mochten wir die Stadt wirklich sehr gerne :)
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KAESE!!! |
Ein weiteres Mal danke fuers Lesen,
Eure
Kathze & Lukas